
Der Name Oktoberfest spaltet die Gemüter ja bekanntlich beachtlich. Die Einen sind die totalen Fans und reisen Jahr für Jahr nach München um sich die hektoliterweise den gelben Saft einzuverleiben- die Andern.. na ja..sind froh, wenn sie sich nicht damit abgeben müssen, dem Namen nach kennen es aber alle!
Ich für meinen Teil gehöre wohl eher zu den moderaten Zweiten, die sich auf keine der beiden Seiten zumindest nicht fundamentalistisch zugehörig fühlt.. Zugegebenermassen habe auch ich gerne zwischendurch ein "kühles Blondes".
So stand ich letzte Woche tatsächlich vor der Premiere. Das erste Mal an einem Oktoberfest und das in deutscher Umgebung im südlichen Afrika. Wie das wohl ist, sind die ausgewanderten Deutschen noch linientreu oder haben sich die Kulturen vermischt? Mit solch wichtigen Fragen konfrontiert wagte ich mich im Schutze der Schüler bereits am Freitagabend auf die Wiesen. Diese waren auf dem Grundstück der Deutschen Schule und Sämi musste mit seinen Klassenkameradinnen und -kameraden Bretzel und Lose verkaufen. Der Fahrer (also ich) hatte während dieser Zeit Gelegenheit das Gelände und die diversen Stände und Zelte zu bewundern und die ersten Gespräche zu führen und auch mal ein Bierchen zu trinken. Schliesslich musste ich mich ja professionell auf meinen Einsatz am Samstagnacht als Bierkasseur vorbereiten.
Die Stimmung erinnerte mich sehr stark an ein Turnfest, ausser das die Besucher nicht soooo sportlich in Erscheinung traten.
Das ganze Oktoberfest ist ein Gemeinschaftswerk der Schule und vorallem der Eltern und Kinder. Es ist aber weit über Pretoria hinaus bekannt und so mancher ehemaliger Student mag sich an die bierselige Zeiten während dem Studium erinnern und vorallem davon erzählen.
So waren wir als Eltern im Einsatz, zuerst beim Cake Bachen für die Mokkastube, dann Therese beim Zuckerwatten- und Popcornstand und ich in der Nacht wie gesagt an der Bierkasse. Die älteren Schüler hatten ihren Einsatz als fliegende Händler.
Die Jungs mussten auch je 5 Eintrittskarten verkaufen, die wir schlussendlich selber finanzierten und die lokalen Angestellten vom DEZA Büro zum Fest einluden.
Es erinnerte mich auch sehr stark an die typischen Dorffeste in der Schweiz, wie sie im Sommer Wochenende für Wochenende stattfinden. Die Eltern im Einsatz oder beim gemütlichen Schwatz, die Teenies am flirten und die Jüngeren, die bei den diversen Marktständen und "achterbahnähnlichen "Maschinen ihr Taschengeld loswurden.
Die von uns eingeladenen Nosipho mit Tochter, Nelly mit Freund, Sam mit Roselyn und Familie und wir haben uns im Festzelt mit der Musik einer "Umpah-Band" und mit Eisbein und Sauerkraut prächtig unterhalten. Nosipho hat nach einem Lied bereits einen Walzer hingelegt, sie ist einfach begabt und braucht nicht so wie wir "Weissen" einen 2-monatigen Tanzkurs...
Wir liessen uns durch das Festgelände treiben und die heissen Temperaturen von 33° machten es uns einfach die notwendige Flüssigkeit aufzunehmen ;-) Lucas und Sämi verbrauchten ihr Geld vorallem beim "Banansplit", "Breakdancer", "Spukhaus", etc.
Die Sicherheit auf dem Festgelände war durch ein Riesenaufgebot von Sicherheitskräften gewährleistet und die rigorosen Eingangskontrollen haben ebenfalls dazu beigetragen.
Therese war den ganzen Tag von ihrem Einsatz gekennzeichnet, sie war über und über von Candyfloss (Zuckerwatte), die es ihr um die Ohren geblasen hat. So klebriges Zeugs ist nichts für mich, ich habe mich dem Bier verschrieben. ..Diese Aussage erzeugt aber auch wieder einen falschen Eindruck...Besser: Ich stand nachts von 21.00 - 23.30 (Feierabend!) an der Bierkasse und habe so auch die blaue Seite der SüdafrikanerInnen kennengelernt...!
Es war wirklich ein gelungenes Fest und für uns natürlich auch wichtig, da es wirklich DER Fundraising-Anlass der Deutschen Schule ist. Die Einnahmen fliessen in den Betrieb und den Unterhalt der Deutschen Schule.
Unser erstes Oktoberfest war wirklich ein positives Erlebnis und wir werden uns im nächsten Jahr sicher bereits als Insider fühlen.